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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Flüchtlinge können ins ehemalige Vulkan-Verwaltungsgebäude einziehen

Senatorin Stahmann übergibt die Einrichtung mit zunächst 450 Plätzen an die AWO

08.04.2016
Senatorin Anja Stahmann übergibt der künftigen Einrichtungsleiterin Marina Gobulew (rechts) den Schlüssel
Senatorin Anja Stahmann übergibt der künftigen Einrichtungsleiterin Marina Gobulew (rechts) den Schlüssel

Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt des ehemaligen Vulkan-Verwaltungsgebäudes sind so gut wie abgeschlossen, heute (Freitag, 8. April 2016) übergab Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport, die Immobilie der AWO. Im Auftrag der Sozialbehörde wird der Verband auf gut 4.900 Quadratmetern zunächst eine Notunterkunft für 450 Flüchtlinge betreiben. Im vierten Quartal 2016 soll der Stahlbetonbau im Ortsteil Fähr-Lobbendorf dann zur zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge im Land Bremen ausgebaut sein. Die Zahl der Wohnplätze wird auf 750 aufgestockt werden. Außerdem ziehen dann zwei Behörden in das seit fast einem Jahrzehnt leerstehende dreiflügelige Gebäude mit seinen fünf Stockwerken ein: die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerberinnen und Asylbewerber (ZASt) im Land Bremen, die im Rahmen des Erstaufnahmesystems die Aufnahme und korrekte Weiterleitung Asylbegehrender in andere Bundesländer verantwortet, sowie die Bremer Dependance des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das über die Asylanträge entscheidet.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Vulkan von außen
Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Vulkan von außen

"Wir werden an diesem Standort wieder ein Aufnahmezentrum haben, in dem die Flüchtlinge alle Dienstleistungen des Staates unter einem Dach finden", sagte Senatorin Stahmann. Das Modell habe sich über Jahrzehnte in der Steinsetzer Straße in Obervieland bewährt, könne aber am derzeitigen Standort der Erstaufnahme in der Alfred-Faust Straße nicht umgesetzt werden. Das BAMF hatte die Einrichtung mit ihren derzeit 260 Plätzen für zu klein befunden, um dort mit einzuziehen.

Im sanierten Flügel A der früheren Vulkan-Verwaltungszentrale werden ab Mitte April Familien mit Kindern sowie alleinstehende Personen vorübergehend untergebracht. Vornehmlich werden neu in Bremen ankommende Flüchtlinge einziehen, sodass sich die Unterkunft im Lauf der kommende Wochen allmählich füllen wird. Während ihres Aufenthalts können die Bewohner nicht selbst kochen, sondern werden mit drei Mahlzeiten am Tag versorgt. Die Leitung der Einrichtung mit ihren rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen wird Marina Golubew übernehmen. Zudem ist Sicherheitspersonal eines qualifizierten Sicherheitsdienstes rund um die Uhr vor Ort.

Die Arbeiten zur Sanierung des 1975 errichteten Stahlbetonbaus mit den drei sternförmig angeordneten Gebäudeflügeln dauern seit November 2015 an. Schadstoffe wie Asbest wurden fachgerecht beseitigt, die Lüftungs-, Elektro-, Löschwasser- und Heizungsanlagen saniert. Zudem wurden im Kern des Gebäudeflügels die Sanitäranlagen bedarfsgerecht ausgebaut und Trennwände für die Wohnbereiche gezogen. Im Laufe der kommenden Monate werden weitere 14.000 Quadratmeter saniert und entsprechend hergerichtet. Im Erdgeschoss des Flügels B sind eine Großküche und ein Speisesaal vorgesehen, die oberen Stockwerke stehen als Wohnfläche zur Verfügung. Im Flügel C schließlich sollen ZASt, BAMF und Gesundheitsamt einziehen. Mit der Fertigstellung rechnet das Büro "architektur + design pieper GmbH" für das vierte Quartal dieses Jahres.

"Auch bei derzeit zurückgehenden Zugangszahlen können wir nicht auf die größere Erstaufnahmeeinrichtung sowie das zusätzliche Übergangswohnheim verzichten", sagte Senatorin Anja Stahmann. Sie erinnerte daran, dass noch immer rund 1.000 Flüchtlinge derzeit in Großzelten untergebracht seien. "Rechnet man alle Notplätze zusammen, müssen wir immer noch rund 4.500 Menschen in Gewerbehallen, Zelten, Bau- und Supermärkten oder anderweitig verplanten Gebäuden unterbringen, und das teilweise noch immer sehr behelfsmäßig. Ich bin froh, dass wir hier im Bremer Norden ein großes Stück vorangekommen sind."

Aktuelle Daten:
In den ersten drei Monaten 2016 hat Bremen 1.774 Personen aufgenommen, 2015 waren es im Vergleichszeitraum 962. Andererseits hat das zentrale Erstaufnahmesystem der Bundesrepublik dem Land Bremen im März 2016 deutlich weniger Menschen zugewiesen als vor einem Jahr, nämlich 195. Im März 2015 waren es 301. Erstmals seit mehr als einem halben Jahrzehnt liegt damit ein Monats-Wert deutlich unterhalb des Vergleichswertes aus dem Vorjahr. Im Jahr 2015 hatte das Land Bremen 10.274 Flüchtlinge und Asylbegehrende aufgenommen, im Jahr 2014 waren es 2.233, 2013 exakt 1.111. Der geringste Zugang an Flüchtlingen seit Anfang der 1980er Jahre wurde im Jahr 2007 mit 186 Personen im ganzen Jahr registriert.

Für ihre weiteren Planungen legt die Sozialbehörde derzeit die Prognose des Bundes zu Grunde, der von 800.000 Flüchtlingen für das Jahr 2016 ausgeht. Weil Bremen 0,96 Prozent aller Flüchtlinge und Asylbewerber aufnimmt, ergeben sich daraus rechnerisch 8.000 für das Land Bremen, davon 6.400 für die Stadt Bremen und 1600 für Bremerhaven. Konkret im Prozess der Umsetzung befinden sich zurzeit Übergangswohnheime mit über 4.500 Plätzen.

Derzeit stehen in Flüchtlingsunterkünften der Stadt Bremen rund 850 Plätze frei, vornehmlich in Zelten. Diese Plätze sollen zunächst für den Fall wieder ansteigender Zugänge vorgehalten werden. Frei werdende Plätze in Turnhallen dagegen führen zur Schließung der Einrichtung als Notunterkunft. Von 19 ursprünglich genutzten Turnhallen werden Ende April voraussichtlich noch vier im Betrieb sein. Eine endgültige Freigabe aller Hallen im Sommer 2016 scheint damit realistisch.

Fotos: Pressereferat der Senatorin